Kartographie-Kasten: Auf der Suche nach der kiezlichen Intelligenz

Kartographie-Kasten: Auf der Suche nach der kiezlichen Intelligenz

Freiaplatz 10365 Berlin Alt-Lichtenberg
23. Juni (Freitag) 2023, 14 Uhr – 19 Uhr
24. Juni (Samstag) 2023, 12 Uhr – 19 Uhr

Das Performance-Kollektiv “Die Kastenwesen e.V.” und die Stadtteilkoordination Alt-Lichtenberg laden zu einer zweitägigen Dauer-Performance auf dem Freiaplatz ein. Im “Kartographie-Kasten” wird gemeinsam mit Anwohner*innen und Passant*innen über 2 Tage hinweg eine neue Karte von der Frankfurter Allee Nord / Alt-Lichtenberg gebastelt, mit der die Nachbarschaft neu entdeckt und erzählt wird. Die Performance-Gruppe, unerfahren im Kiez, hat alle Handys zuhause gelassen und pfeift auf Google (Maps)! Alleine aus den zugetragenen Berichten, Geschichten und Erzählungen, aus der „kiezlichen Intelligenz“ der Nachbarschaft, wird ein selbstgeschriebener “Reiseführer” der Umgebung entstehen: Wo gibt’s den besten Imbiss, wo ist der schönste Ort zum Chillen und wo ist es gerade eigentlich eher stressig? 

Im Kartographie-Kasten wird all das in Echtzeit und live mit unterschiedlichsten Kleinkunst-Formaten verknüpft: Wie klingt der Song für Alt-Lichtenberg? Was steht im selbst geschriebenen Reiseführer über die Frankfurter Allee Nord? Und welche Comic-Streifen spielen an diesen Orten? Der Kartographie-Kasten ist zum Anschauen und Zuhören, zum Mitgestalten und Weiterbasteln, für Kinder und Jugendliche, für Erwachsene und Senior*innen, für erfahrene Lichtenberger*innen sowie für neu Zugezogene in der Nachbarschaft! Ein urgemütlicher Begegnungsraum für gegenseitige Aufmerksamkeit und Wertschätzung, für lokales Wissen und für Kiezgeschichten.

Das Theater- und Performance-Kollektiv „Die Kastenwesen“ kreiert seit 2011 Räume der Begegnung und des Austausches zur kreativen Begleitung und künstlerischen Dokumentation von Kulturprogrammen, Theater- und Musikfestivals, Jubiläumsfeierlichkeiten und vielen anderen Veranstaltungen. Sie sammeln, dokumentieren und verarbeiten Geschichten und Anekdoten, emotionale Hoch- und Tiefpunkte, Späße und politische Kontroversen rund um die jeweilige Veranstaltung in unterschiedlichsten Medienformaten – von Gitarrensongs über Comicstrips bis zu Poetry Slam-Texten.

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in Kooperation mit Stadtteilzentrum Lichtenberg Nord,
gefördert durch den FAN-Fonds

Aufzeichnung der Abschluss-Präsentation:

Foto-Galerie:

 

Inmitten der großen Stadt, nicht mehr ganz im Zentrum, aber auch nicht wirklich am Rand – verschont von den Abertausenden von Touris – da, an der großen Straße, dem steinernen Strom, da gibt es einen Kiez. Manche nennen ihn das Lichtenberger Pflaster. Sie sagen, es ist Alt-Lichtenberg, das historische Zentrum von Lichtenberg. Sie nennen es das Nibelungenviertel, um den Freiaplatz herum. Oder vielleicht sagt man auch gar nichts dazu. Vielleicht lebt man hier einfach nur. Zieht seine Kreise und spinnt seine Netze, wie nach einem unsichtbaren Kompass, der den Weg bestimmt.

Ihr habt uns dabei geholfen, hier und jetzt einen Reiseführer zu basteln, wie es ihn noch nie gegeben hat. Das ist nämlich ein Reiseführer von uns. Von euch und mir, von der Person da hinten am Tisch und von dem Typ da drüben. Und von all denen, die hier den lieben langen Tag vorbeigeschaut haben. Und dieser Reiseführer enthält jetzt jede Menge Geschichten vom Leben in der Frankfurter Allee Nord, von Wegen durch Alt-Lichtenberg, von Sonnen- und von Regentagen in Berlin, von gestern, hier und jetzt und morgen. Hier ist überhaupt nichts repräsentativ für irgendwas, alles steht nur für sich, und vielleicht passt das auch viel besser zum Lichtenberger Pflaster, um sich darin wiederzufinden oder auch zu verlieren, je nachdem was gerade schöner ist.

Quer durch unser Viertel teilt uns
wie ein breiter Strom aus Stein
die allererste Bundesstraße
in Nord und Süden ein

führt bis Gorzów Wielkopolski
wo die Sonne beim Erwachen steht
im Westen bis nach Maastricht, hat schon
manchen fortgeweht

And’re sind gern hier gestrandet
an den Ufern der B1
gerne, gerne hier versandet
in den Häfen der B1

Hier sind meine Straßen,
hier komm ich Dir entgegen,
unberechenbar
wie Berliner Wetter,
Sonne, Wind, oder Regen
Hier wo meine Trampfelpfade sind
wo ein unsichtbarer Kompass
meinen Weg bestimmt

jeden Tag
auf Lichtenberger Pflaster
Lichtenberger Pflaster 

Hier sind meine Leute
(hier) spielt das Leben
vertraut und sonderbar
wie Berliner Sommer
in der Luft um uns
oftmals staubig,
und auch klar

Hier wo wir uns Netze binden
Fäden ziehen, uns verlieren
und auch wiederfinden

jeden Tag
auf Lichtenberger Pflaster
Lichtenberger Pflaster

Alle 37 Produktionen, die in den 30 Stunden live entstanden sind und mit der Karte verknüpft werden konnten:

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1: Bis das Ordnungsamt Punk verweht
Wer zum richtigen Zeitpunkt im Monat durch die Unterführung an der Frankfurter Allee zieht, der kann sie finden, die Alt-Lichtenberger Original-Punks. Tag für Tag scheint ihre kleine Kolonie langsam schöner und größer zu werden, na gut, es duftet vielleicht nicht immer nach Veilchen, aber irgendwann entstehen selbst glitzernde Schmuckstände. Dieses Erblühen hält einige Tage an, bis das Ordnungsamt wieder alles auflöst wie ein Sommergewitter, und Punk ein paar Tage brauch, bis er von Neuem hier zu Wachsen beginnt.

Jeden Monat in der Unterführung
Abeitet man an einer Utopie
Die alten Punker bauen mal wieder
An ihrer kleinen Kolonie

Sie richten sich hier wohnlich ein
Es riecht nicht gut, doch es glänzt voll Pracht
Bis das Ordnungsamt mal wieder erscheint
Und dem Traum ein Ende macht

Doch der Punk geht niemals unter
Nicht im Wind der Ordnungswut
Nein der Punk geht niemals unter
Er bleibt wie Ebbe und wie Flut
– berichtet von AnnPhie

2: Lichtenberg for Mental Health
In der Normannenstraße existiert, unbemerkt von den meisten Passant*innen, die Gemeinschaftspraxis von Doktor Buchholz. Wer in Berlin einen Therapieplatz sucht, muss meist lange warten bis irgendwo in der Stadt etwas frei wird. Manchen weht der Wind dafür bis nach Lichtenberg in die Normannenstraße, um sich gesund zu weinen über das Leben und die Welt. Wer sonst noch nie einen Grund hatte, aus der S-Bahn in diesem Kiez auszusteigen, der verbindet diese Pflaster mit einem Cocktail aus Gefühlen, mit gesundem Lachen und Weinen, und dem ganzen Spektrum dazwischen.
– berichtet von AnnPhie

3: Trauungsbetrieb am Alten Rathaus
Kiezkasten-Comic1

– berichtet von AnnPhie

4: Landschaftspark Herzberge
Wenn man einem Alien, etwa vom Mars, oder aus Los Angeles, oder auch aus München, empfehlen müsste, nur eine Sache hier zu tun, dann rät man am besten, gar nichts zu tun, sondern in den Landschaftspark Herzberge zu gehen, und Schafe zu schauen. Wenn wir in die große Seifenblasenkanone der Fantasie blasen und uns ein noch viel besseres Lichtenberg ausdenken, dann müssen die Schafe nicht auf dieser Weide bleiben, sondern können sich frei durch den Kiez bewegen, auf einem großen grünen Gürtel, der einmal quer durch Lichtenberg führt. Und die Nazis sind keine Nazis mehr, sondern tragen neonbunte Regenfarbenhosen und versuchen, auf den Schafen durch das Viertel zu reiten. Das ist auch nicht okay, aber schon ein großer Fortschritt.
– berichtet von der Kiezblock Initiative

5: Leerflächen zu Grün!
Weißt Du noch im Winter früher
Unsre Spuren durch den Schnee
Nur wo viel gegangen wurde
Konnten wir den Asphalt sehen

Überall blieb weißes Leuchten
Heute ist der Schnee hier rar
Auch das Grün wird immer kleiner
Muss das sein, bleibt beides wahr?

Stell Dir vor dass wir bepflanzen
Den Asphalt, den man kaum nutzt
Die Pfade die dem Schnee gehörten
Leuchten grün wie freigeputzt
– berichtet von Christel

6: Auf immer Mad World
Etwa genau auf halber Strecke zwischen S- und B-Bahn findet sich eine menschliche Institution, ein Straßenmusiker, der hier immer und schon immer steht, zumindest seit Monaten jeden Freitag, und er spielt auch auf immer das gleiche Repertoir aus beliebten Popsongs, und was niemals darin fehlt, das ist und bleibt Mad World. Der Straßenmusiker zwischen der S- und B-Bahn repräsentiert eine Art von gelebter Alltagsvernunft, die in den inneren Bezirken schon lange nicht mehr zu retten ist.
– berichtet von AnnPhie

7: Kiosk bleibt!
Im Jahr 2017 war der Freiaplatz noch von ganz anderem Charakter. Man erinnert sich an Alkis auf allen Parkbänken und Dealern hinter allen Kastanien, und manche erinnern sich an ihn als Nazitreff. Der kleine Kiosk an der Ostseite verkaufte noch überwiegend Alkohol. Dann entstand hier ein kleiner Eisstand. Wegen fehlender Betriebsgenehmigung für Wasser sollte er gleich wieder geschlossen werden, doch die Anwohner*innen füllten eine Unterschriftsliste mit 600 Namen, und der Bürgermeister selbst lud zu Gesprächen ein. Eine Genehmigung wurde erteilt. Und auch heute noch lockt der Freiaplatz eher für Eis als Spirituosen.
– berichtet von Mirwais

8: Eichhörnchen-Begegnungen
Kiezkasten-Comic2

– berichtet von der Kiezblock Initiative

9: Don Xuan Center
Für diese einzigartige Blitzreise in eine völlig andere Welt kann es durchaus von Vorteil sein, sich im Vorhinein gut auszurüsten. Mitzubringen sind: Eine Tasche. Geld. Hunger. Neugier. Bedürfnisse, verschiedenster Art. Die Bereitschaft, ganz neue weitere Bedürfnisse, verschiedenster Art, in sich entfachen zu lassen. Zeit. Einen ganzen Tag. Oder weniger. Oder mehr. Offenheit. Vielleicht noch eine zweite Tasche. Zu viele Haare, für den eigenen Geschmack. Zu unlackierte Fingernägel. Zu wenig Botox im Körperteil der eigenen Wahl. Vielleicht noch eine dritte Tasche. Wesentliche Notizen für den Erstbesuch: Teigtaschen sind eine richtige Wahl. Taschen sind dort auch zu erwerben, falls man zu wenige mitgebracht hat. Man muss nicht reich sein.
– berichtet von Nick & AnnPhie

10: Ehem. Stasi-Zentrale Magdalenenstraße
Wer weiß das eigentlich noch? Dass U-Bahnhof Magdalenenstraße einmal die „rote Magdalenenstraße“ war? Dass hier „Horch und Guck“ eine riesen Zentrale hatte, dass hier aus den Kellern Schreie zu hören waren? Der riesige graue Klotz war der blinde Fleck des Stadtteils. Manche Familien raunten sich gegenseitig zu, was dort geschah. Und manche Eltern hielten es ängstlich vor ihren Kindern geheim. Noch immer steht der Klotz abweisend und trotzig an der Frankfurter Allee. Er steht für das Misstrauen und die Angst, die ein Staat vor seinen Büger_innen haben kann. Für einen Kontroll-Apparat, der unersättlich alles in über 17 Millionen Akten gesammelt hat. Vieles wartet noch auf Aufarbeitung, auf einen neuen Zweck – eine Lehre vielleicht. Dass man die Ideale immer noch im Herzen tragen und trotzdem den Klotz hassen kann, mit allem, wofür er steht. Inzwischen ziehen die Kinder Lichtenbergs in die Welt und leben mal auf Mallorca, mal in Paraguay. Wie es ihnen gefällt. Das sollten sie auf jeden Fall zu schätzen wissen.
– berichtet von Dagmar und Robert

Gerüchte sind ja so ein ding,
man weiß halt nichts präzises
man weiß jedoch dass / irgendjemand / glaubt, meist felsenfest,
und oftmals auch was fieses
und das / das was / warum es dann grad geht /
nicht nur für sich halt „weiß“, sondern / und vor allem / andren mitzuteilen hat, das was, im Grunde
qua Natur der Sache niemand wirklich weiß
Langer Rede kurzer Sinn, man spekuliert wild vor sich hin.

Ortsbezug zu unsrem Kasten, zu diesem hier und jetzt,
den herzustellen ist nicht schwer, der ist quasi gesetzt:
durch einen Bau, der unweit hier, für jene Sache steht, um die es hier im Text auch geht,
die daraus einen Job gemacht, der vielen Leuten Brot gebracht,
wenn sie’s perfektionieren, sich ganz darin verlieren
und zwar dem spekulieren

Bekanntlich aber ging das mit der DDR dann irgendwann zu Ende,
und damit auch mit dem bezahlten lauschen grad durch Wände
Nun aber leben jene noch (und werden langsam alt),
heut auch hier und führen das / was sie können / sicher fort,
und scheißen aufs Gehalt

Was aber gibt es heute nun, auszuspionieren, über deine Nachbarsleut‘,
und was zu konspirieren?
Nun klar, gewiss, da ist der Müll, und ob sie ihn auch trennen?
Wer geht so spät durchs Treppenhaus, und wer geht mittags pennen?
Dies sind die Themen, ist’s nicht so, wir ahnen uns ertappt,
das letzte Wort hat immer schon, doch der Verdacht gehabt

Gerüchte sind ja so ein ding, man weiß halt nichts genaues,
Und denkt sich dann was schlaues
über seine Nachbarsleut‘, vor 40 Jahren wie noch heut,
man weiß halt nichts Bestimmtes

deswegen spekuliert man, tuschelt, fabuliert dann,
und bietet ein Gerücht an
und wie’s so ist man nimmt es
– Berichtet von Leska

11: Der Freitagabend auf dem Freiaplatz
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– dokumentiert von Kili

12: Für intensive Begegnungen mit TIEREN…
… ist Lichtenberg ein wahres Eldorado. Erblickt man in der Guntherstraße Ansammlungen von Familien auf Balkonen, sollte man einen Blick auf einen gegenüberliegenden Baum werfen, auf dem wahrscheinlich ein Turmfalke sitzt. Geneigten Vögelbeobachter*innen sei auch ein Ausflug in die Reihenhaussiedlung der Gotlindestraße ans Herz gelegt, wo regelmäßig ein eher am Meer vermuteter Graureiher seine Schwingen ausbreitet und durch die Gegend gleitet. Während in anderen Bezirken abgehungerte Models über Catwalks laufen, schwimmen im Landschaftspark sogenannte „Catfishe“ herum, die angeblich hässlichsten Fische der Welt! Über solche ästhetischen Erfahrung lässt es sich an selber Stelle hervorragend mit Schafen austauschen, wenn man die selbe Sprache beherrscht. Keine Angst braucht man übrigens vor nächtlichen Monstern im Freiapark haben. So unheimlich sie zu Beginn erscheinen mögen, entpuppen sie sich stets als Igel. Ganzen Waschbären-Familien begegnet man am Zaun der HOWOGE-Arena – und wenn man Interesse hat, selbst zur Mutter einer Tierfamilie zu werden, sollte man mit einem knallroten Mantel durch die Ortliebstraße laufen – die Eichhörnchenkinder werden kommen und an einem hochkrabbeln, in Massen!
– berichtet von der Kiezblock Initiative

13: Nordeingang vom Landschaftspark
Leicht nördlich unserer Alt-Lichtenberger Karte befindet sich ein Portal. Jenseits: Eine Großmarktlandschaft mit Baumarkt, Möbel- und Autohändlern. Diesseits: Dein zukünftiger Lieblings-Lauf-und-Spazierweg, mitten in der Natur! Am Nordostrand des Landschaftspark führt er entlang. Am Besten funktioniert er, wenn Du Dir eine Begleitung von jemand Ortsfremden mitnimmst und zum Staunen bringst, wo die ganze schöne Natur plötzlich herkommt.
– berichtet von einer Zuhörerin

14: Hinter dem Nibelungenpark
1959 zieht Günter in den neuen Plattenbau
Hans wohnt gegenüber, bewundert das Motorrad
An den Wochenenden schrauben die Beiden an den AWOs,
bis die Mauer fällt
Dann tragen ihre Maschinen
Sie über die Grenze in die Welt

Den Kiez im Herzen mit dabei,
Doch irgendwann müssen die Zweiräder geh’n
Weil inzwischen vorm Plattenbau
Nur noch Rollatoren steh’n.

Doch dies sind ihre Straßen,
Hier sind sie gefahren
Immer mit Wind im Haar
Im Berliner Sommer war die Luft oft staubig
Und wurde wieder klar

Wo wir beste Freunde finden
Denen wir eines Tages Trauerkränze binden
Für das, was war
Auf Lichtenberger Pflaster

– berichtet von Günther

15: Sankt-Martinszug
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– berichtet von Christian

16: Sozialist*innenfriedhof
Immer im Januar, wenn sich zwei berühmte Attentate jähren, wird dieser Ort zur Pilgerstätte. Ein bunt gemischter Haufen, Altmarxisten und neue Linke, wandert selbst bei eisigen Temperaturen die alte “Stalin-Allee” hinunter – der schwarze Block schwänzt die
Veranstaltung. Früher, als die SED die Demo noch organisierte, waren Nelken der Exportschlager Alt-Lichtenbergs und wuchsen in den Gewächshäusern gleich neben dem Friedhof. Auch heute gehören noch rote Nelken zu jedem linken Pilgermarsch, auch, wenn sie inzwischen von ganz woanders hierher kommen.

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– berichtet von Markus

18: Portal nach Narnia Kaskelkiez
Noch etwas weiter im Süden, da gibt es ein Viertel, das von manchen Kaskelkiez und von anderen Viktoriastadt genannt wird. Viele erzählen von einer ganz zauberhaften, eigenen, ökologischen Welt, die viele Berliner*innen gar nicht kennen – nicht mal hier in Alt-Lichtenberg. Vielleicht sollten in den Unterführungen der B1 große Wandschränke mit herausgenommenen Rückenwänden aufgestellt werden, durch die man hindurchgeht oder radelt, um sich dem Königreich Narnia auf der anderen Seite bewusst zu werden. Oder eine andere Art von Portal im Unterführungstunnel, das einen in eine ganz andere Welt teleportiert.

Kiezkasten-Comic6 – berichtet von Nick & AnnPhie

19: Lichtenfilm.de – Eine Kiezdoku
„Lichtenfilm“ ist ein Dokumentarfilm (40 min), der im Rahmen des Projektes „Neue Nachbarn – Neue Zukunft“ im Kieztreff UNDINE im Rahmen einer Filmwerkstatt entstand. Im Film sprechen Lichtenberger*innen über sich selbst, ihren Stadtteil, über dessen (ostdeutsche) Vergangenheit und dessen wünschenswerte Zukunft, über Lichtenbergs unwiderstehlichen Charme und seine offensichtlichen Missstände. Hier kann der Film angesehen werden. Für den Dreh wurden ausschließlich die unterschiedlichen Smartphones der Teilnehmenden als Kamera und Audiorecorder verwendet und als Schnittwerkzeug kam die kostenlose Edition von Lightworks zum Einsatz. Die Filmwerkstatt war Teil der Reihe der „140 Gramm Workshops“ der kameradisten.org, einer Gruppe für partizipativen Dokumentarfilm, und wurde gefördert durch Mittel des Aktionsfonds 2020 – Partnerschaften für Demokratie Lichtenberg.
– berichtet von Sabine

20: Ein Stückchen Grün
Nummer20 – verfasst von Susanne

21: Warnung!
Wenn du rund um den Nibelungenpark gerade nett mit jemandem ein Bier trinkst, und dieser Jemand lädt dich ein, mit zu den Hochhäusern an der Magdalenenstraße zu kommen, Ronny hätte was gekocht… Dann lass dich wirklich nur darauf ein, wenn du sehr fragwürdigen Gestalten begegnen möchtest!
– berichtet von Anonym

22: Dein neuer blauer Himmel
Was für ein Moment. Wenn die düsteren Gewitterwolken wegziehen und den Blick auf den freien blauen Himmel freigeben. Und wenn man lange genug da hochkuckt, sind alle Sorgen für eine Weile vergessen. Wäre das nicht schön, wenn es so einen blauen Himmel auch fürs eigene Leben geben könnte? Dass die ganzen Altlasten, Dramen und Ängste sich in Luft auflösen und du nochmal ganz von vorne beginnen darfst? Wenn du zwischen 0 und 18 Jahre alt bist und die Gewitterwolken einfach nicht mehr wegziehen wollen über deinem Leben, dann ist die blu:boks vielleicht dein perfektes neues Zuhause. Egal, ob du scheiße behandelt wurdest, selber Scheiße gebaut hast, oder beides. Hier darfst du sein. Dich ausprobieren, egal was war. Vielleicht Musik machen. Oder Technik basteln. Und wenn du als Hund herkommst, weil deine Eltern den Hund besser als dich behandelt haben, dann darfst du auch erst mal gerne Hund bleiben. Wenn du es dann irgendwann mal ausprobieren willst mit dem Mensch sein, go for it! Der Himmel ist blau.
– berichtet von Martin

23: Chaos-Küche Lichtenberg
Chaos-Küche
– berichtet von Anna

24: Öffentliche Toilette Herzberge
Immer wieder in den Straßen
spürt der Mensch den alten Drang
nach einem Ort, der ihn erleichtert
und diese Suche macht ihn bang

Doch dann, inmitten grüner Auen
fällt von ihm diese Last
ein Örtchen hier, beseelt von Stille
vertreibt des Leibes Last

Hier findet, wer es weiß, o Freude,
wohlriechend, sauber, und genial
des Kiezes schönste Toiletten
sogar mit Damen-Urinal
– berichtet von Christian

25: Biotop Plonzstraße
Der Friedhof Gottlindestraße heißt eigentlich “Alter Friedhof Plonzstraße“. Er wurde schon in den 70ern geschlossen und ist mittlerweile ein kleines Innenstadtbiotop. Die Baumschule hält es so naturnah, dass dort in einem Tümpel Frösche leben, auch seltene Vögel wir Gartenrotschwänze und Eichelhäher. Selbst ein Reh hat sich schon dorthin verirrt – das stand damals sogar in der Zeitung. Auch in den Straßen um den Alten Friedhof spürt man seine Nähe: Dort finden sich Blaumeisen, Eichhörnchen, Waschbären und sogar Füchse.
– berichtet von Pina, Hella, Doris

26: Corona-Sommer ’20
Kiezkasten-Comic5 – berichtet von Leska

27: Lichtenberger Wunschliste
Eine vielfältigere Läden-Landschaft rund um den Bahnhof Lichtenberg sollte
beheimaten:
– eine kleine Drogerie
– ein astreiner Comic-Laden
– ein altes Antiquariat
– ein schönes veganes Café mit individuellen Bildern an den Wänden
– ein sympathischer Biergarten (NICHT bayerisch!)
– ein Do-it-yourself-Repair-Laden
– ein Büchertausch-Laden mit Kinderabteilung und Spielplatz
– generell mehr Grünflächen
– generell halt weniger Ketten!!

– gewünscht von und mit Katharina und Jan

28: Mein persönlicher Lichtenberger Held
Früher war es in Lichtenberg noch ein ganzes Stück gefährlicher, weil es noch mehr Nazis gab. Aber an der Unterführung zur U Lichtenberg kann es schon mal zu gefährlichen Situationen kommen. Zum Glück gibt es dort einen Helden. Eigentlich ist er dazu da, um dort sauber zu machen. Aber einmal stürzte er sich in eine Auseinandersetzung, die gerade zu eskalieren drohte. Obwohl einer schon ein Messer gezogen hatte! Und obwohl er selbst dunkelhäutig war und es damit für ihn noch ein Stückchen gefährlicher war. Und tatsächlich: Es gelang ihm, die beiden Parteien auseinander zu bringen. Als ich ihm danach aus Dankbarkeit ein bisschen Geld zugesteckt habe, war er ganz überwältigt. Denn das wäre ganz selbstverständlich für ihn!
– berichtet von Samu

29: Treffpunkt: Aufzug
In diesem Hochhaus an der Frankfurter grüßt man sich noch! Und es kann zu richtig schönen Begegnungen kommen. Vielleicht liegt es ja daran, dass alle so froh und glücklich sind, dass sie eine Wohnung gefunden haben? Besonders ratsam ist hier eine Fahrt mit dem Aufzug. Wenn man z.B. vom 18. Stock aus losfährt, gibt es genügend Zeit für gute kleine Unterhaltungen – selbst wenn man nicht mal die selbe Sprache spricht!
– berichtet von Samu

30: Jugendstaatstheater
Das alte Jugendstaatstheater wird leider gerade umgebaut
weshalb man im Moment
Theater im Container schaut

Isi war da und was soll ich sagen
das Theater ist in der Pubertät
so dass einem Pickel um die Ohren
Und Schweißgeruch um die Nase weht

Ein riesen Schamhaare wächst aus dem Boden
und ins Publikum hinein
So spektakulär kann sexuelle Aufklärung sein.

Kiezkasten-Comic7– berichtet von Isi

31: Am Freia
Freia– verfasst von Anna K. & Nino

32: Lichtenberger Stadtgarten
Nummer32– zugetragen von www.stadtgarten.org

33: Fanni-WG
Vor 15 Jahren mögen es
Nazis hier noch sehr
Jannek zieht in eine Studi-WG
die Typen aus der Fanninger

Nach und nach ziehen dann
seine Kumpels aus
Jannek bleibt zurück im Haus
doch dann kommt Jaqueline
und dann purzeln
Jakob und Fabian

Vielleicht sind sie ja
mit dran Schuld,
dass man die Nazis nicht
mehr so oft sieht
und immer mehr Familien
schlagen Wurzeln im Gebiet
– berichtet von ???

34: Das alte Stellwerk, früher
Stellwerk
– berichtet von Burkhardt

35: Ein Markt, wie Klebstoff
Früher ein HO-Markt (oder doch ein Konsum?), hält Cappi auch heute noch den Kiez zusammen. Auch wenn’s hier nicht so schicki-micki und großzügig ist wie bei der Konkurrenz weiter nördlich: Man bekommt hier alles , auch vegetarisch und vegan, mit der berüchtigten Berliner Freundlichkeit. Im Café nebenan treffen sich täglich die Älteren auf ein Heißgetränk und reden, einfach damit man das Reden nicht verlernt.
Der CAP ist mehr als ein Markt. Er ist Arbeitgeber, Knotenpunkt, Treff und Nachrichtenbörse – eben der Klebstoff, der den Kiez zusammenhält.
– berichtet von vielen Menschen

35’2: Glück im Unglück
Diese Kreuzung nervt total
und es scheint hier krachts auch mal.
Lenny und Jan warn grad auf Tour
als ein Auto viel zu schnell
seitlich in ein andres fuhr.
Alle blieben unverletzt,
auch der Schock hat sich gesetzt.
Aber ist es nicht verrückt?
Wir setzen hier auf pures Glück.
5 Meter warn die Kiddies weg,
Bedrohlich nah am Autoheck.
In ihnen wurd ein Wunsch erzeugt:
Lichtenberg verkehrsberuhigt.
– berichtet von Jan

36: Bonusbild: Leben an der Frankfurter Allee

Bonusbild